
Warum gebrauchte Elektroautos immer günstiger werden
Der europäische Gebrauchtwagenmarkt ist in Bewegung. Besonders deutlich zeigt sich das bei Elektroautos. Obwohl sie in der öffentlichen Diskussion als zukunftsfähig gelten, sind sie auf dem Gebrauchtwagenmarkt preislich unter Druck. Gut für Käufer, schlecht für Verkäufer. Wir blicken auf aktuelle Zahlen von Februar 2025 des „Indicata Market Watch V60“.
Gebrauchtwagenmarkt analysiert
Der Indicata Market Watch Bericht analysiert auf Basis realer Fahrzeugdaten die Entwicklungen in über einem Dutzend europäischer Länder – darunter Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien, Dänemark und viele weitere. Der Bericht beobachtet Trends bei Angebot, Nachfrage, Lagerzeiten und insbesondere auch bei den Verkaufspreisen gebrauchter Fahrzeuge. Steigen wir nun detaillierter ein:
Was ist Indicata – und warum sind die Daten so relevant?
Bevor wir in die Zahlen eintauchen, lohnt sich ein Blick auf die Quelle: Indicata ist eine digitale Marktbeobachtungsplattform, die europaweit täglich Millionen von Gebrauchtwagenanzeigen auswertet. Der Fokus liegt dabei auf Angeboten von professionellen Händlern – also Autohäusern, Leasingfirmen oder Großhändlern. Private Verkaufsanzeigen spielen in diesem Datensatz keine Rolle.
Sobald ein Fahrzeug nicht mehr online angeboten wird, geht Indicata davon aus: Dieses Auto wurde verkauft. Auf diese Weise entsteht ein sehr realistisches Bild davon, welche Autos sich wie schnell und zu welchem Preis verkaufen. Die Informationen sind deshalb besonders wertvoll für Händler, Importeure, Hersteller – aber auch für Verbraucher, die den Markt verstehen wollen.
Wie sich die Preise entwickeln – der Preisindex für gebrauchte Elektroautos
Ein zentraler Begriff im Indicata Market Watch ist der Preisindex. Dieser Index funktioniert wie ein Messwerkzeug, um Preisveränderungen über Zeiträume hinweg zu vergleichen – unabhängig von Währungen, Fahrzeugmodellen oder Ländern.
Der Ausgangspunkt liegt bei Indexwert 100, der dem Preisniveau im Januar 2023 entspricht. Das bedeutet:
- Index 90: Die Fahrzeuge kosten im Durchschnitt 10 % weniger als im Januar 2023.
- Index 110: Die Fahrzeuge sind im Schnitt 10 % teurer geworden.
Das System zeigt die generelle Richtung an – nach oben oder unten – unabhängig von genauen Preisen. In unserem Fall geht es also nicht um absolute Preise in Euro, sondern um die Entwicklung über die Zeit.
Preisentwicklung in Europa: Warum viele gebrauchte E-Autos auf zu wenig Käufer treffen
Der Marktbericht von Indicata zeigt sehr deutlich: In fast allen europäischen Ländern sind die Preise für gebrauchte Elektroautos gesunken. Besonders im Jahr 2023 ging es kräftig bergab. In Österreich, dem laut Indicata stärksten Rückgangsmarkt, verloren gebrauchte BEVs im Laufe des Jahres 2023 bis zu 18 Prozentpunkte. Auch in anderen Ländern war der Preisverfall deutlich, wenn auch nicht so ausgeprägt. Im Jahr 2024 fiel der Preisrückgang etwas geringer aus, doch auch hier waren kaum positive Signale zu erkennen.
Indicata nennt mehrere Gründe für diese Entwicklung:
- Überangebot durch Rückläufer aus dem Leasing
Viele der jungen gebrauchten E-Autos stammen aus kurzlaufenden Leasingverträgen – zum Beispiel von Firmen oder Flottenkunden. Diese Verträge laufen oft nur 12 bis 24 Monate. Sobald sie enden, kommen die Fahrzeuge als junge Gebrauchte auf den Markt. Das Problem: Zu viele Fahrzeuge treffen gleichzeitig auf zu wenige Interessenten. - Unsicherheit bei den Käufern
Trotz politischer Förderung und technischer Fortschritte bleiben viele Verbraucher beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos skeptisch. Häufige Fragen sind:
Wie steht es um Reichweite und Lebensalter des Akkus aus?
Gibt es genug Lademöglichkeiten in meiner Umgebung?
Ist ein Stromauto im Alltag wirklich günstiger? - Förderungen konzentrieren sich oft auf Neuwagen
In vielen Ländern erhalten Käufer staatliche Prämien beim Kauf eines neuen Elektroautos. Das macht die Neuwagen besonders günstig – aber bringt die gebrauchten E-Autos in Bedrängnis. Wenn ein neues Modell dank Förderung fast so viel kostet wie ein gebrauchtes, entscheiden sich viele lieber für „neu“.
Gebrauchte Elektroautos in Deutschland: Stabile Verkäufe bei sinkendem Preisniveau
Im Fall von Deutschland beschreibt der Indicata Market Watch V60 eine besondere Situation:
Auf den ersten Blick scheint sich der Markt zu erholen. Manche BEVs – zum Beispiel der BMW i3 oder das Tesla Model Y – gehören zu den sogenannten Fast Sellern, also zu den am schnellsten verkauften Fahrzeugen. Doch dieser Erfolg hat einen Haken: Die Autos verkaufen sich nur deshalb schnell, weil sie inzwischen deutlich günstiger angeboten werden.
Laut Bericht liegt der Preisindex für gebrauchte BEVs in Deutschland Anfang 2025 bei etwa 90 Punkten. Das bedeutet: Im Vergleich zu Januar 2023 sind die Preise um rund 10 % gefallen.
Weitere Beobachtungen im deutschen Markt laut Indicata:
- Junge gebrauchte Dieselautos (unter 2 Jahren alt) sind in Deutschland besonders stabil im Preis. Sie haben eine gute Balance zwischen Angebot und Nachfrage.
- BEVs zeigen kürzere Standzeiten, aber auf einem niedrigeren Preisniveau.
- Vollhybride (HEVs) sind zwar beliebt, doch ein Großteil des Angebots stammt aus der jüngsten Altersklasse. Viele teure Fahrzeuge treffen auf eine eher langsame Nachfrageentwicklung.
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Preise für gebrauchte E-Autos in Österreich: Stärkster Rückgang im europäischen Vergleich
In Österreich war der Preisverfall bei gebrauchten Elektroautos im Verlauf des Jahres 2023 besonders deutlich. Der Indicata Market Watch verzeichnet einen Rückgang von bis zu 18 Prozentpunkten gegenüber dem Referenzmonat Januar 2023. Im europäischen Vergleich ist das ein negativer Spitzenwert.
Im Jahr 2024 wurde der Rückgang zwar schwächer – mit weniger als 10 Prozentpunkten Verlust im Jahresverlauf – doch die Lage blieb schwierig.
Anfang 2025 sieht Indicata erstmals eine gewisse Stabilisierung. Über alle Antriebsarten hinweg – also bei Benzinern, Dieseln, Hybriden und BEVs – bleiben die Preise im Januar und Februar relativ konstant. Doch auch hier gilt: Die Stabilisierung kommt nach einem starken Rückgang.
Besonders problematisch ist weiterhin das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage:
- Über 80 % der angebotenen BEVs stammen aus der Altersklasse unter 2 Jahren.
- Der sogenannte Market Days Supply (MDS) – also wie viele Tage ein Fahrzeug durchschnittlich zum Verkauf online steht – liegt bei BEVs in Österreich bei über 140 Tagen, in vielen Fällen sogar über 160 Tagen.
Das heißt: Händler haben Mühe, ihre Fahrzeuge rasch abzusetzen. Käufer zögern. Und solange sich an dieser Marktdynamik nichts ändert, bleiben auch die Preise unter Druck.
Lange Standzeiten: Was der Market Days Supply über den E-Auto-Markt verrät
Ein wichtiger Kennwert im Gebrauchtwagenhandel ist die schon angesprochene Lagerdauer. Damit ist gemeint, wie lange ein Fahrzeug durchschnittlich online zum Verkauf angeboten wird, bevor es tatsächlich verkauft wird. In der Marktanalyse von Indicata wird diese Kennzahl als Market Days Supply, kurz MDS, bezeichnet.
Der MDS-Wert gibt Aufschluss darüber, wie ausgeglichen oder unausgeglichen ein Markt ist. Je länger Fahrzeuge im Bestand bleiben, desto klarer wird: Die Nachfrage reicht nicht aus, um das vorhandene Angebot zeitnah aufzunehmen. In einem gesunden Markt verkaufen sich Fahrzeuge zügig, weil Käufer und Angebote gut zusammenpassen. Steigt der MDS-Wert jedoch deutlich an, spricht das für ein Überangebot – und führt in der Regel zu sinkenden Preisen.
Besonders auffällig sind die Lagerzeiten bei gebrauchten Elektroautos in Ländern wie Österreich, Spanien und Frankreich:
- In Österreich beträgt die durchschnittliche Standzeit für Elektrofahrzeuge über 140 Tage, bei sehr jungen Fahrzeugen sogar über 160 Tage.
- In Spanien liegt der MDS-Wert für gebrauchte Elektroautos bei über 150 Tagen. Das deutet auf ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hin.
- In Frankreich sind batterieelektrische Fahrzeuge im Schnitt rund 18 Tage länger am Markt als vergleichbare Diesel- oder Benzinfahrzeuge.
Diese verlängerten Standzeiten zeigen, dass auch gut ausgestattete und technisch moderne Fahrzeuge nicht automatisch schnell verkauft werden. Selbst wenn der Markt mit jungen Gebrauchtwagen gut gefüllt ist, finden diese Fahrzeuge nicht schnell genug Abnehmer. Händler müssen ihre Fahrzeuge häufig über mehrere Monate hinweg vorhalten. Das bindet Kapital, verursacht Kosten und erhöht den Druck, die Preise nach unten anzupassen, um Lagerbestände abzubauen.
Lange Lagerzeiten sind also nicht nur ein Nebeneffekt der Marktentwicklung. Sie sind ein deutlicher Hinweis darauf, wie angespannt das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist – und warum die Preise auf dem Gebrauchtmarkt für Elektrofahrzeuge so stark unter Druck geraten sind.
Fazit: Günstige Preise für Käufer – strukturelle Herausforderungen für den Markt
Die Auswertung des Indicata Market Watch V60 (Februar 2025) zeigt ein klares Bild: In ganz Europa sind die Preise für gebrauchte Elektroautos seit 2023 deutlich gefallen. Während sich in einigen Ländern mittlerweile eine leichte Stabilisierung abzeichnet, bleibt das Preisniveau insgesamt niedrig, besonders bei jungen gebrauchten Fahrzeugen unter zwei Jahren.
Die Gründe dafür sind vielschichtig, aber sie hängen eng zusammen. Ein hohes Angebot an Leasingrückläufern trifft auf eine zurückhaltende Nachfrage, die durch Unsicherheiten im Alltag, geringes Vertrauen in die Technik oder durch attraktivere Neuwagenangebote beeinflusst wird. Hinzu kommt ein oft übersehener, aber sehr entscheidender Faktor: die durchschnittliche Lagerdauer. Je länger ein Fahrzeug auf einen Käufer warten muss, desto stärker geraten Händler unter Druck – und desto schneller sinken die Preise.
Für Autokäufer kann diese Entwicklung ein Vorteil sein. Noch nie war der Einstieg in die Elektromobilität im Gebrauchtwagensegment so erschwinglich. Für Händler hingegen stellen die langen Standzeiten, das zögerliche Nachfrageverhalten und der schnelle Werteverfall junger E-Autos eine große Herausforderung dar.
Wie sich der Markt 2025 weiterentwickelt, wird davon abhängen, ob es gelingt, das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu verbessern. Mögliche Wege wären eine gezielte Förderung des Gebrauchtmarkts, ein besserer Ausbau der Ladeinfrastruktur oder mehr Vertrauen in die Alltagstauglichkeit elektrischer Fahrzeuge. Bis dahin bleibt der Markt ein Käufermarkt – mit günstigen Einstiegspreisen, aber viel Bewegung im Hintergrund.
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Simona Marino
Key Account Management
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