Wie Kia mit dem PV5 den Nutzfahrzeugmarkt aufmischt
Elektrotransporter waren lange die unscheinbaren Arbeitstiere der E-Mobilität – praktisch, aber selten aufregend. Doch genau in diesem Segment tut sich gerade etwas Grundsätzliches: Reichweite, Effizienz und Alltagstauglichkeit nähern sich rasant den Werten klassischer Verbrenner an. Kia gehört zu den Herstellern, die das Spiel jetzt neu definieren wollen.
Mit dem PV5 betritt die Marke erstmals das Feld der leichten Nutzfahrzeuge. Dabei geht es um ein Konzept, das Wirtschaftlichkeit und Flexibilität neu kombiniert. Der Hersteller spricht von einer modularen Plattform, die sich für viele Einsatzbereiche anpassen lässt – vom Lieferdienst bis zur mobilen Werkstatt.
Dass Kia seine Ambitionen ernst meint, zeigt ein Projekt, das Rekorde sprengt. Es soll beweisen, wie alltagstauglich elektrische Transporter heute schon sind.
Wie wurde der Kia PV5 zum Reichweiten-Champion?
Der Kia PV5 erreichte seinen Rekord dank präziser Vorbereitung, realer Testbedingungen und effizienter Technik.
Als Kia die Rekordfahrt des PV5 Cargo ansetzte, sollte nichts dem Zufall überlassen bleiben. Der Versuch fand am 30. September 2025 auf öffentlichen Straßen nördlich von Frankfurt am Main statt – dort, wo Ampeln, Kreisverkehre und Steigungen den Alltag im Lieferverkehr realistisch abbilden. Die Strecke war ein 58,2 Kilometer langer Rundkurs, den der PV5 zwölfmal absolvierte. In jeder Runde mussten die Fahrer Höhenunterschiede von rund 370 Metern bewältigen. Diese anspruchsvolle Route war bewusst gewählt, um die Leistungsfähigkeit des Elektro-Transporters unter echten Arbeitsbedingungen zu demonstrieren.
Zum Einsatz kam ein Kia PV5 Cargo Long Range mit 71,2 Kilowattstunden (kWh) Batterie und einer zulässigen Nutzlast von 665 Kilogramm. Der Akku wurde zu Beginn des Tests vollständig geladen, danach Ladeanschluss und Laderaum versiegelt – so sollte jede Manipulation ausgeschlossen werden. Inspektoren des TÜV Hessen sowie das Vermessungsunternehmen Buck Vermessung überwachten den Startvorgang und prüften das Gesamtgewicht von 2.652 Kilogramm mit einer Toleranz von nur vier Kilogramm. Während der gesamten Fahrt zeichneten GPS-Systeme und Innenraumkameras jede Bewegung auf.
Nach 22 Stunden und 30 Minuten stand das Ergebnis fest: Der PV5 hatte 693,38 Kilometer mit einer einzigen Akkuladung und voller Beladung zurückgelegt. Damit sicherte sich das Modell den Guinness-Weltrekord für die größte Distanz eines leichten Elektrotransporters mit maximaler Nutzlast. Besonders bemerkenswert: Die Fahrt erfolgte auf öffentlichen Straßen und nicht auf einem Testgelände – also unter Bedingungen, die dem Alltag eines Lieferdienstes erstaunlich nahekommen.
Welche Technik steckt im Kia PV5 Cargo Long Range?
Der Kia PV5 nutzt eine modulare Elektroplattform, die Reichweite, Nutzlast und Variantenvielfalt intelligent kombiniert.
Der Kia PV5 Cargo Long Range ist das erste Modell aus Kias neuer Reihe sogenannter „Platform Beyond Vehicle“-Fahrzeuge, kurz PBV genannt. Diese Baureihe soll Transporter, Kleinbusse und Spezialfahrzeuge auf einer gemeinsamen technischen Basis vereinen. Die Grundlage bildet die Electric-Global Modular Platform for Service (E-GMP.S) – eine Weiterentwicklung der bekannten E-GMP-Architektur, die speziell für gewerbliche Anwendungen optimiert wurde. Das Besondere daran: Fahrgestell, Batterie und Antrieb lassen sich flexibel konfigurieren, um verschiedene Aufbauten und Einsatzzwecke abzudecken.
Beim Rekordversuch kam die 71,2-Kilowattstunden-Batterie (kWh) zum Einsatz. Sie ist die größte verfügbare Version und bildet die Grundlage des sogenannten „Long Range“-Modells. Kia plant daneben zwei weitere Varianten mit 51,5 kWh und 43,3 kWh, um Betrieben unterschiedliche Prioritäten zwischen Reichweite, Ladezeit und Nutzlast zu ermöglichen. Im Testfahrzeug lag die Nutzlast bei 665 Kilogramm, doch je nach Karosserievariante kann sie bis zu 790 Kilogramm betragen. Damit deckt der PV5 sowohl den klassischen Lieferdienst als auch schwerere Handwerkereinsätze ab.
Auch der Laderaum ist praxisgerecht ausgelegt. In der getesteten L2H1-Konfiguration fasst er 4,4 Kubikmeter, während eine L2H2-Version für 2026 mit erweitertem Ladevolumen angekündigt ist. Kia hat den PV5 so konstruiert, dass er sich leicht umrüsten lässt – vom Cargo-Transporter über den Chassis Cab (Fahrgestell für Aufbauten) bis hin zu rollstuhlgerechten oder sogar Camper-Versionen. Diese Variantenvielfalt soll den PV5 zu einem echten Baukastensystem für den gewerblichen Alltag machen.
Ein weiteres Merkmal ist die robuste elektrische Infrastruktur: Das Fahrzeug nutzt ein Hochvolt-System mit effizientem Energiemanagement, das für lange Fahrzeiten und häufige Ladezyklen optimiert wurde. In Verbindung mit der aerodynamisch gestalteten Karosserie und dem rekuperativen Bremssystem entsteht so ein Gesamtpaket, das im Alltag weiter kommt, als es bisher für Transporter möglich war.
Technische Eckdaten und Varianten des Kia PV5
Wer saß am Steuer am Steuer des PV5 und wie lief die Fahrt ab?
Zwei Profis mit ganz unterschiedlichem Hintergrund machten den Rekord möglich – der eine mit Erfahrung, der andere mit technischem Detailwissen.
Der britische Journalist George Barrow, bekannt aus der Fachpresse für Nutzfahrzeuge, hat mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung in diesem Segment. Seit 2016 gehört er zur Jury des „International Van of the Year“-Awards, wo er das Vereinigte Königreich vertritt. Ihm zur Seite saß Christopher Nigemeier, leitender Ingenieur im europäischen Entwicklungszentrum der Hyundai Motor Group in Rüsselsheim, einem der Kernstandorte für Forschung und Testläufe innerhalb des Konzerns. Nigemeier war direkt am Entwicklungsprozess des PV5 beteiligt und kennt den elektrischen Antriebsstrang bis ins Detail.
Barrow beschreibt die Rekordfahrt als anstrengend, aber unvergesslich. Er war beeindruckt, wie weit der Transporter selbst unter voller Auslastung kam. Über 693 Kilometer mit einer einzigen Batterieladung – das sei, so Barrow, „keine Kleinigkeit“. Er ist überzeugt, dass dieser Wert so schnell nicht übertroffen wird. Nigemeier wiederum sprach von einer „technischen und persönlichen Herausforderung“. Beide wollten das Maximum aus jeder Kilowattstunde herausholen, jeder auf seine Weise: Barrow mit dem Gespür eines erfahrenen Testers, Nigemeier mit dem Wissen des Ingenieurs, der jedes Bauteil kennt.
Während der über 22 Stunden dauernden Fahrt wechselten sich die beiden regelmäßig ab. Zwischen den Stints analysierten sie Daten, beobachteten Energieverbräuche und passten ihre Fahrweise fein an. Sie fuhren mit konstant moderater Geschwindigkeit, nutzten die Rekuperation gezielt in Gefällstrecken und vermieden unnötige Lastspitzen. Was nach Routine klingt, war in Wahrheit Millimeterarbeit auf Zeit. Denn jede Beschleunigung, jede Kurve und jedes Bremsmanöver musste sitzen, um am Ende die 693,38 Kilometer tatsächlich zu erreichen.
Was bedeutet der Weltrekord für Kia und den Markt der E-Transporter?
Der Rekord zeigt, dass elektrische Transporter heute nicht mehr nur Versuchsobjekte sind, sondern echte Arbeitspartner im Alltag.
Für Kia markiert dieser Weltrekord weit mehr als einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Der PV5 Cargo Long Range ist das erste speziell entwickelte Elektro-Nutzfahrzeug der Marke – und gleich beim Debüt ein technisches Statement. Marc Hedrich, Präsident und CEO von Kia Europe, bezeichnete das Ergebnis als Beweis dafür, dass Kia auch im Segment der leichten Nutzfahrzeuge ein ernstzunehmender Wettbewerber ist. Der Rekord verdeutliche, wie Effizienz, Flexibilität und Konnektivität im PV5 zusammenwirken. Besonders betont Hedrich den praktischen Nutzen: Ein Großteil der Zielgruppe könne mit einer Akkuladung „fast zwei volle Arbeitstage“ auskommen – ein Wert, der in der Logistikbranche aufhorchen lässt.
Die Reichweite von 693 Kilometern unter realen Bedingungen ist deshalb nicht nur ein Rekord, sondern ein Symbol. Sie zeigt, dass sich elektrische Nutzfahrzeuge längst für den kommerziellen Dauereinsatz eignen. Kurier- und Lieferdienste, Handwerksbetriebe oder kommunale Flotten können mit einem solchen Fahrzeug zuverlässig planen. Für viele Unternehmen ist genau das der entscheidende Schritt, um den Umstieg auf E-Mobilität zu wagen.
Auch im Marktumfeld dürfte der PV5 die Diskussion verändern. Bisher galten E-Transporter oft als Kompromiss zwischen Umweltfreundlichkeit und Reichweite. Mit diesem Ergebnis verschiebt sich die Wahrnehmung: Ein batterieelektrischer Transporter kann heute dieselbe Tour absolvieren wie ein vergleichbarer Diesel – leiser, sauberer und ohne Emissionen.
KIA PV5 Guinness-Buch-Urkunde
Wie alltagstauglich ist der Kia PV5 im Vergleich zu anderen E-Transportern?
Der Rekord ist kein Labortrick – der Kia PV5 beweist, dass elektrische Transporter im realen Betrieb längst mithalten können.
Die Zahl klingt fast zu schön, um wahr zu sein: 693 Kilometer mit voller Beladung. Doch genau das macht den Erfolg des PV5 so bemerkenswert. Denn die Fahrt fand nicht auf einem abgesperrtem Gelände statt, sondern auf öffentlichen Straßen – mit Steigungen, Stopps, Kreisverkehren und Stadtverkehr. Unter diesen Bedingungen zählt nicht der theoretische Energieverbrauch, sondern die Fähigkeit, Effizienz dauerhaft zu halten. Dass der PV5 diese geschafft hat, zeigt, dass sein Energiemanagement und die Software für reale Nutzung ausgelegt sind, nicht nur für Messwerte.
Für Handwerksbetriebe, Lieferdienste oder kommunale Flotten ist diese Art von Reichweite mehr als eine technische Kennzahl. Sie bedeutet, dass das Fahrzeug den kompletten Arbeitstag oder sogar zwei Touren am Stück absolvieren kann – ohne Zwischenladen, ohne Risiko, mit planbarer Restreichweite. Im Alltag reduziert das nicht nur Ladepausen, sondern auch organisatorischen Aufwand. Gerade bei häufigen Stopps spielt das System aus effizienter Antriebseinheit, Energierückgewinnung beim Bremsen und gleichmäßigem Leistungsabruf seine Stärke aus.
Fazit: Was bleibt vom Rekord des Kia PV5?
Der neue Reichweitenrekord ist mehr als eine Schlagzeile – er markiert vielleicht einen Wendepunkt im gewerblichen Elektrosegment. Mit der Plattform Beyond Vehicle hat Kia nicht nur ein einzelnes Modell vorgestellt, sondern eine neue technische Grundlage geschaffen, auf der sich künftige Nutzfahrzeuge flexibel entwickeln lassen. Der PV5 steht damit stellvertretend für eine Generation von Transportern, die nicht mehr experimentell wirken, sondern industriell ausgereift.
Dass dieser Rekord unter realen Bedingungen zustande kam und von unabhängigen Prüfern bestätigt wurde, verleiht ihm Gewicht. Es ist ein greifbarer Beweis dafür, wie weit sich Effizienz, Reichweite und Praxistauglichkeit inzwischen entwickelt haben. Für Flottenbetreiber und Handwerksbetriebe könnte der PV5 zu einem Symbol werden – für elektrische Arbeitspferde, die ohne Kompromisse funktionieren.
Ob Kia den Schwung nutzen und weitere Varianten zügig auf den Markt bringen kann, wird sich zeigen. Doch eines ist klar: Der PV5 hat Maßstäbe gesetzt.
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Simona Marino
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