Euro NCAP, NHTSA, IIHS, … Ist doch alles das Gleiche! Oder doch nicht?

Überblick über die wichtigsten Crashtest-Zyklen

Dass Fahrzeuge auf ihre Sicherheit getestet werden, ist allseits bekannt, aber wer führt diese Tests durch? Und macht das überhaupt einen Unterschied?

Der folgende Artikel bietet einen Überblick über die drei für Europa bedeutendsten Institutionen, die solche Tests durchführen, sowie einen kurzen Einblick in die Situation auf anderen Teilen des Globus. Mit letzterem geht es auch gleich los:

Vom Euro NCAP Test hat man vielleicht schon einmal gehört, tatsächlich gehört dieser aber zu einer weltweiten Gruppe von Institutionen, welche für die verschiedenen Regionen der Welt verkehrssicherheitstechnische Tests mit Fahrzeugen durchführen:

Global NCAP ist ein Projekt der Towards-Zero-Foundation, welche eine London-basierte Charity-Organisation ist. Diese agiert innerhalb der UN SDGs (UN-Nachhaltigkeitsziel 3.6: Verkehrssicherheit), mit Fokus darauf, die weltweite Anzahl der Straßenverunglückten bis 2030 zu halbieren. Global NCAP soll hierfür als Plattform zum internationalen Austausch zwischen den verschiedenen NCAP-Programmen weltweit dienen. Der Fokus liegt, neben diesem, insbesondere auf der Fahrzeugsicherheit in Schwellenländern, etwa durch Programme in Indien und Südafrika in den letzten Jahren.

Mitglieder von Global NCAP sind folgende regionale NCAP-Programme:

Name

Zuständigkeit

Sitz

ANCAP

AustralAsia

Canberra, Australien

ASEAN NCAP

Südostasien

Kajang, Malaysia

China NCAP

China

vermutlich Peking

EURO NCAP

Europa

Brüssel, Belgien

IIHS

USA

Arlington/VA, USA

JNCAP

Japan

Tokyo, Japan

KNCAP

Südkorea

Hwaseong, Südkorea

Latin NCAP

Mittel- und Südamerika

Montevideo, Uruguay

US NCAP / NHTSA

USA

Washington D. C., USA

Für Europa am relevantesten ist der Euro NCAP. Wurde ein Fahrzeug-Modell in Europa noch nicht getestet, sind auch die beiden Tests aus den USA eine gute Referenz, da die Fahrzeugmodelle und die Tests ähnlich sind, manchmal sogar detaillierter durchgeführt werden. Der Euro-NCAP wird weiter unten näher behandelt. Vorab noch ein kurzes Video, das die Arbeit und vor allem das Ziel von Global NCAP verdeutlicht.

Erschreckend ist, dass von 67 Mio. produzierten Fahrzeugen weltweit (2016) 20 Mio. (knapp 30%) Modelle sind, welche in einem NCAP Crashtest 0 on 5 Sternen erhielten. Einige der Modelle, die in verschiedenen Ländern Südamerikas heute verkauft werden, wären in Europa nie zugelassen worden. Die Arbeit der NCAP-Organisationen unter dem Dach der Global NCAP, besteht also nicht nur aus Zahlen, Daten und internationalem Austausch, sondern ist auch enorm wichtig in dem Bestreben nach einer sozial gerechteren und sichereren Welt für alle.

EURO-NCAP

Die Euro NCAP hat ihren Sitz in Brüssel, Belgien, und bewertet Autos nach ihrem Verhalten bei Crashtests sowie deren Sicherheitssysteme.

Als Teil des Global NCAP geht Euro NCAP nach international anerkannten Testverfahren vor, welche bei allen anderen NCAP Zyklen ähnlich sind. Fahrzeuge werden mit bis zu 5 Sternen bewertet. Dieser Test wird dabei rein für Informationszwecke durchgeführt und ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, die überwiegende Mehrheit der in Europa typisierten Modelle werden aber einem solchen Test unterzogen.

In grobe Kategorien unterteilt werden vier Testabschnitte durchgeführt:

  • Schutz von erwachsenen Insassen
  • Schutz von Kindern im Fahrzeug
  • Schutz von Fußgängern
  • Zusätzliche Sicherheitssysteme am Fahrzeug

Die ersten beiden Tests werden bei folgenden Aufprallszenarien durchgeführt:

Offset-Frontalcrash mit 40 % Überlappung und 50 km/h

frontal_crash_

aus Wikipedia: Euro NCAP

frontal_crash_2

aus: euroncap.com, VW ID.3 Test 2020

                       

         Full-Width-Frontalcrash bei 50 km/h

frontal_crash_3

aus: euroncap.com, Audi Q4 Test 2021

Fahrzeug-Seitenaufprall bei 60 km/h

frontal_crash_4

aus: euroncap.newsmarket.com, Polestar 2 - Side Mobile Barrier Test 2021

Pfahl-Seitenaufprall bei 32 km/h

frontal_crash_5

aus: euroncap.com, Tesla Model 3 Test 2019

Alle Testprozeduren kann man im neuesten Testvideo des Kia EV6 sehr schön sehen:

Es kommen darüber hinaus noch folgende Testprozeduren vor:

  1. Der Fahrersitz auf seine Stabilität getestet. Dazu wird er auf einem Schlitten montiert, welcher dann abrupt in Längsrichtung beschleunigt wird, wodurch ein Auffahrunfall simuliert werden kann. Die Messwerte am Dummy und am Sitz stellen den vorhandenen Schutz vor einem Schleudertrauma dar. Im Video des Kia EV6 ist dieser Test ab 1:58 min. zu sehen.
  2. Im Anschluss daran werden noch diverse Arten der Simulation des Fußgängeraufpralls gezeigt. Genau gemessen wird hierbei das Auftreffen des Kopfes auf der Fahrzeugfront, sowie das des Schienbeins auf die vordere Stoßstange.
  3. Um einen Zusammenstoß mit einem Fußgänger oder einem Fahrzeug aber bestmöglich zu vermeiden, werden auch weitere Assistenzsysteme für den Stadtverkehr auf ihre Effektivität geprüft.

Hintergrund zu Punkt 3: Die EU schreibt für jede neue Typengenehmigung ab 6. Juli 2022 einen sogenannten City-Notbremsassistenten vor; ab Mitte 2024 ist diese Technologie in jedem neu zugelassenen Fahrzeug pflichtmäßig in Serie zu verbauen.

Die Systeme, die bereits heute auf dem Markt sind, werden in mehreren Tests bei Geschwindigkeiten bis zu 75 km/h getestet. Dabei sind vorausfahrende Autos und Radfahrer, vorausgehende Fußgänger sowie Kinder, Erwachsene und Radfahrer ein Hindernis, die zwischen geparkten Autos auf die Straße treten.

Für den Fall, dass ein Fahrzeug bestimmte weitere Sicherheitssysteme an Bord hat, werden auch diese simuliert. Im folgenden Video, ab Minute 3:18, werden Abbiege-, Toter-Winkel- und Spurhalteassistent getestet:


Die Parameter und Anforderungen an die Fahrzeuge, um mit Sternen ausgezeichnet zu werden, werden von Zeit zu Zeit angepasst. Dies kann dazu führen, dass manche Fahrzeuge wenige Jahre nach einer sehr guten Bewertung bei einem erneuten Test deutlich schlechter abschneiden.

Hier im Instadrive Magazin veröffentlichen wir, sobald verfügbar, die neuesten Ergebnisse aller Crashtests des Euro NCAP, der NHTSA und der IIHS, für alle, selbstverständlich rein elektrischen Modelle.


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