Norwegen stoppt E-Auto-Förderung nach Rekordzahlen

Wie Norwegen zur Blaupause der Elektromobilität wurde 

Norwegen hat erreicht, wovon viele Länder noch träumen: Fast alle neu zugelassenen Autos fahren dort elektrisch. Das Land hat die Wende nicht nur früh begonnen, sondern konsequent umgesetzt – mit Steuervorteilen, klarer Infrastrukturpolitik und einem breiten gesellschaftlichen Rückhalt. Doch wo der Erfolg so sichtbar ist, verändert sich auch die Perspektive. Die Frage lautet nicht mehr, ob Elektromobilität funktioniert, sondern wie sie künftig ohne staatliche Unterstützung bestehen kann.
In dieser neuen Phase entscheidet sich, ob Norwegen als Modell für ganz Europa taugt – oder ob der Boom am Ende doch zu stark an Fördergelder gebunden war.

Warum hat Norwegen seine Elektroauto-Ziele schon erreicht?

Norwegen hat sein 2025-Ziel inzwischen erreicht – der Verbrenner spielt bei Neuzulassungen praktisch keine Rolle mehr

Norwegen wollte ursprünglich bis 2025 erreichen, dass alle neu zugelassenen Pkw elektrisch fahren. Dieses Ziel gilt heute als erreicht. Laut Finanzminister Jens Stoltenberg könne das Land bereits jetzt sagen, „dass dieses Ziel erreicht ist“. Inzwischen liegt der Anteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich für Verbrenner – also fast 100 % elektrisch. Diese Entwicklung ist einzigartig: Kein anderes Land der Welt hat den Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor so konsequent vollzogen.

Der Erfolg war kein Zufall. Norwegen hatte früh ein klares Zielbild und politische Stabilität, um es umzusetzen. Während andere Länder Förderprogramme alle paar Jahre neu aufsetzten, blieb der norwegische Kurs über Jahrzehnte konstant. Das hat Vertrauen geschaffen – sowohl bei Verbrauchern als auch bei Herstellern. Gleichzeitig profitiert das Land von seinem hohen Wohlstand und einer breiten Ladeinfrastruktur, die sich bis in dünn besiedelte Regionen erstreckt.

Auch kulturell spielt ein Faktor hinein: Norweger sehen sich gern als Pioniere in Umweltfragen. Schon lange vor der E-Auto-Ära war Nachhaltigkeit Teil der öffentlichen Debatte – ein fruchtbarer Boden für politische Maßnahmen. Dass ausgerechnet ein Öl-Exportland zur Speerspitze der Elektromobilität wurde, ist eine ironische Wendung der Geschichte – aber eben auch ein Beweis dafür, dass Wandel funktioniert, wenn er planvoll gestaltet wird.

Welche Förderungen haben Norwegens E-Boom möglich gemacht?

Steuerbefreiungen, kostenlose Nutzung öffentlicher Straßen und günstiger Strom machten E-Autos in Norwegen konkurrenzlos attraktiv.


Der Erfolg der Elektromobilität in Norwegen basiert auf einem dichten Netz finanzieller Anreize. Beim Kauf eines Elektroautos entfielen lange Zeit mehrere große Kostenblöcke: Die Importsteuer, die Emissionssteuer und die Gewichtssteuer. Diese Abgaben waren zuvor stark gestaffelt und konnten bei einem Verbrenner schnell mehrere zehntausend Kronen betragen. Für E-Autos fielen sie komplett weg. Zusätzlich wurden Elektroautos von der Mehrwertsteuer befreit – ein Preisvorteil von 25 Prozent, der den Endpreis deutlich senkte.

Doch damit nicht genug: E-Autos durften in Norwegen über Jahre hinweg mautpflichtige Straßen, Tunnel und Fähren kostenlos nutzen. Auch das Parken auf kommunalen Flächen war teils kostenlos oder stark vergünstigt. Zusammen ergab sich ein System, in dem das E-Auto nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll war. Ein Mittelklassewagen mit Elektroantrieb kostete dadurch oft weniger als ein vergleichbarer Benziner.

Hinzu kam der Energiemix des Landes. Norwegen erzeugt nahezu seinen gesamten Strom aus Wasserkraft – günstig, stabil und CO₂-frei. Fossile Kraftstoffe dagegen sind hoch besteuert, obwohl das Land selbst Öl und Gas exportiert. Für viele Haushalte wurde das Elektroauto dadurch zur logischen Wahl, nicht zur ökologischen Mode.

Übersicht der wichtigsten Fördermaßnahmen in Norwegen

Fördermaßnahme Art der Ersparnis Wirkung auf Kaufpreis
Befreiung von Import-, Emissions- und Gewichtsteuer Steuerersparnis von mehreren zehntausend NOK Reduzierte Anschaffungskosten
Mehrwertsteuerbefreiung 25 % Preisvorteil gegenüber Verbrennern Deutlich geringerer Endpreis
Kostenlose Nutzung von Mautstraßen, Tunneln und Fähren Ersparnis bei täglichen Fahrten Niedrigere Betriebskosten
Vergünstigtes oder kostenloses Parken Einsparungen in Städten Fördert Alltagstauglichkeit
Günstige Strompreise (Wasserkraft) Niedrige Betriebskosten pro Kilometer Langfristig geringere Gesamtkosten

Wie verändert sich die Elektroautoförderung in Norwegen?

Norwegen baut die steuerlichen Vorteile für Elektroautos bis 2027 schrittweise ab.


Nach Jahren großzügiger Unterstützung hat das norwegische Finanzministerium eine Kursänderung beschlossen. Seit 2023 galt erstmals wieder eine Mehrwertsteuer auf Elektroautos – allerdings nur für teure Modelle. Die Steuer greift ab einem Kaufpreis von 500.000 norwegischen Kronen, das entspricht rund 42.600 Euro. Damit will die Regierung vor allem Luxusfahrzeuge stärker belasten, während günstigere E-Autos weiterhin steuerfrei blieben.

Seit 2024 wird für Elektroautos bereits ab 300.000 norwegischen Kronen, also rund 25.500 Euro, Mehrwertsteuer fällig. Das bedeutet, dass fast alle Modelle im mittleren Preissegment betroffen sind – vom Kompaktwagen bis zum Familien-SUV. Die vollständige Abschaffung der Steuerbefreiung ist für das Jahr 2027 vorgesehen, sofern das Parlament zustimmt. Noch hat die Regierung keine sichere Mehrheit für diesen Plan, doch die Richtung ist eindeutig: Die E-Auto-Förderung soll enden.

Finanzminister Stoltenberg begründet diesen Schritt mit einem steuerpolitischen Prinzip. Der Abbau der Vorteile für Elektroautos solle es ermöglichen, an anderer Stelle Steuern und Abgaben zu senken. Das entspreche dem Regierungsversprechen, dass höhere Einnahmen an anderer Stelle zu Entlastungen führen sollen. Damit will Norwegen aber auch zeigen, dass Elektromobilität keine Dauersubvention braucht, sondern sich inzwischen selbst tragen kann.

Zeitplan des Subventionsabbaus für Elektroautos in Norwegen

Jahr Steuerregelung Betroffene Preisgrenze
2023 Einführung der Mehrwertsteuer für teure E-Autos ab 500.000 NOK (~42.600 €)
2024 Absenkung der Steuerfreigrenze ab 300.000 NOK (~25.500 €)
2027 Geplante vollständige Abschaffung der Steuerbefreiung alle Preisstufen betroffen

Wie reagieren Autofahrer und Verbände auf den Subventionsabbau?

Der norwegische E-Auto-Verband Elbil warnt vor höheren Preisen und einer drohenden Rückkehr der Verbrenner.


Die Pläne zum Abbau der Förderungen stoßen in Norwegen nicht überall auf Zustimmung. Besonders die Norsk Elbilforening, der landesweite Verband der Elektroautobesitzer, äußert deutliche Kritik. Vorsitzende Christina Bu nennt den Schritt „eine furchtbar schlechte Klimapolitik“. Ihrer Einschätzung nach trifft die Maßnahme nicht die Wohlhabenden, sondern vor allem Haushalte mit begrenztem Einkommen, die auf ein eigenes Auto angewiesen sind.

Konkret rechnet der Verband vor, dass die geplanten Steuererhöhungen den Preis eines Elektroautos spürbar anheben werden. Schon im kommenden Jahr sollen Käufer zusätzlich rund 50.000 norwegische Kronen, also etwa 4.300 Euro, zahlen. Im darauffolgenden Jahr kämen weitere 75.000 Kronen, rund 6.400 Euro, hinzu. Damit würde der Gesamtanstieg bei etwa 10.600 Euro liegen – eine spürbare Belastung für viele Familien.

Bu warnt zudem vor einer unerwünschten Nebenwirkung: Wenn E-Autos plötzlich deutlich teurer werden, könnten sich wieder mehr Menschen für Verbrennerfahrzeuge entscheiden. Der Automarkt reagiere sehr empfindlich auf Preisänderungen, sagt sie, und ein abrupter Wechsel könne das Vertrauen in die Elektromobilität schwächen. Noch immer sind rund 70 Prozent der in Norwegen zugelassenen Autos Verbrenner – auch wenn sie kaum noch neu verkauft werden.

Insgesamt zeigt die Debatte, dass Norwegen trotz seiner Vorreiterrolle mit denselben Fragen ringt wie andere Länder: Wie viel Förderung ist gerecht? Wie schnell darf man sie abbauen, ohne soziale Spannungen zu verschärfen? Und wie bleibt die Klimapolitik glaubwürdig, wenn sie plötzlich weniger kostet?

Was bedeutet das für Europas Elektroauto-Zukunft?

Norwegen möchte zeigen, dass Elektromobilität ohne Dauersubventionen funktionieren kann – aber der Übergang bleibt sensibel.


Norwegen steht jetzt an einem Punkt, den viele europäische Länder erst in einigen Jahren erreichen werden. Das Land hat gezeigt, dass sich der Umstieg auf elektrische Antriebe fast vollständig realisieren lässt – mit politischer Konsequenz, langfristiger Planung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Die entscheidende Frage lautet nun: Was passiert, wenn der Staat sich zurückzieht und der Markt allein regelt?

Für Europa ist das ein Blick in die eigene Zukunft. Deutschland, Österreich oder Frankreich fördern den Wandel noch mit Zuschüssen, Steuererleichterungen oder Kaufprämien. In Norwegen dagegen endet diese Phase – und genau das macht den Markt dort so interessant. Wenn die Elektromobilität auch ohne Subventionen stabil bleibt, wäre das der Beweis, dass sie wirklich im Alltag angekommen ist.

Die norwegische Erfahrung liefert damit auch wertvolle Lehren für andere Länder. Erstens: Förderung wirkt nur, wenn sie planbar und langfristig ist. Zweitens: Sie muss rechtzeitig zurückgefahren werden, damit kein künstlicher Markt entsteht. Drittens: Infrastruktur und Energiepreise sind wichtiger als Einmalzahlungen. Und schließlich: Kommunikation zählt – der Abschied von der Förderung darf nicht als Bestrafung, sondern muss als Reifetest verstanden werden.

Norwegen zeigt, dass der Weg zur emissionsfreien Mobilität kein Dauerprojekt der Politik sein muss. Wenn Technik, Kosten und Vertrauen stimmen, kann der Markt tragen, was einst Anschub brauchte. Für Europa ist das nicht nur eine Prognose, sondern eine Einladung, den Wandel mit mehr Selbstbewusstsein anzugehen.

Fazit: Der nächste Schritt: Elektromobilität ohne Stützräder

Norwegen steht jetzt dort, wo viele Länder noch hinwollen: am Übergang von der geförderten zur eigenständigen Elektromobilität. Nach Jahren der Anschubhilfe wird der Markt erwachsen. Das Land beweist, dass E-Autos nicht dauerhaft auf staatliche Unterstützung angewiesen sind – solange Rahmenbedingungen und Vertrauen stimmen.

Der Abschied von der Förderung ist kein Rückschritt, sondern eine Bewährungsprobe. Jetzt zeigt sich, ob das Fundament stabil genug ist: funktionierende Ladeinfrastruktur, faire Energiepreise, attraktive Modelle. Wenn diese Säulen halten, kann Elektromobilität auch ohne Zuschüsse bestehen – und vielleicht sogar noch stärker wachsen.

Norwegen bleibt damit ein Prüfstein für ganz Europa. Nicht, weil dort alles perfekt läuft, sondern weil das Land zeigt, dass konsequente Politik und gesellschaftlicher Wille reichen können, um Wandel wirklich umzusetzen. Ob der Rest des Kontinents daraus lernt, steht noch offen – aber der Weg ist vorgezeichnet.

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Simona Marino
Verkaufsleiterin

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