
Europas Batteriepläne wanken – weil das Fundament fehlt
Europa hat große Pläne: Der Verkehr soll sauberer werden, Elektroautos sollen dabei eine Schlüsselrolle spielen. Doch die Realität sieht rauer aus als gedacht. Denn ohne Batterien keine E-Autos – und ohne Rohstoffe keine Batterien. Genau hier liegt das Problem: Europa fehlen Kobalt, Lithium und Nickel.
Ein Bericht von Euractiv macht deutlich, wie angespannt die Lage wirklich ist und warum Europa nicht nur politische Absichtserklärungen braucht, sondern einen echten, funktionierenden Rohstoffplan. Wir fassen die Erkenntnisse zusammen.
Warum fehlt Europa das Material für E-Auto-Batterien?
Kobalt, Lithium und Nickel sind knapp – Europa kann den Bedarf nicht selbst decken.
Die Herstellung von Batterien erfordert spezielle Rohstoffe, die nicht in beliebiger Menge verfügbar sind. Der Großteil davon wird außerhalb Europas gefördert. Lithium kommt oft aus Südamerika, Kobalt aus dem Kongo, Nickel aus Indonesien oder Russland. Die europäische Industrie ist daher abhängig von globalen Lieferketten – und damit auch von politischen und wirtschaftlichen Risiken.
Zwar wurde mit dem Critical Raw Materials Act ein Gesetz geschaffen, das den Zugang zu solchen Rohstoffen sichern soll, doch viele Experten kritisieren die Umsetzung als zu langsam und zu unentschlossen. Die Versorgungslücke wächst schneller als die Lösungsansätze.
Was sagt das neue EU-Gesetz zu den Rohstoffen?
Der Critical Raw Materials Act soll Förderung, Recycling und Importe beschleunigen.
Das Gesetz verfolgt drei zentrale Ansätze: mehr Rohstoffabbau innerhalb Europas, deutlich gesteigertes Recycling und strategisch abgesicherte Importe. Die Idee: Europa soll unabhängiger und resilienter werden. Doch Julia Poliscanova von der NGO Transport & Environment warnt, dass seit der Einführung des Gesetzes der politische Schwung nachgelassen habe. Die Ambition sei da gewesen – aber das Momentum sei verloren gegangen.
Auch die EU-Kommission selbst räumt ein, dass vieles noch in der Umsetzung steckt. Einige strategische Projekte wurden zwar bereits gestartet, doch der große Durchbruch fehlt. Noch sind viele Vorhaben in der Genehmigungsphase, nicht in der Produktion.
Verliert Europa beim Thema Batterieindustrie den Anschluss?
Günstige Batterien aus China bedrohen Europas Hersteller – mit bis zu 50 % Preisvorteil.
Ein besonders drängendes Problem ist der enorme Kostenunterschied zu Wettbewerbern aus Asien. Laut der EU-Abgeordneten Benedetta Scuderi liegen die Batteriepreise in China etwa 50 Prozent unter den Produktionskosten in Europa. Das setzt europäische Hersteller massiv unter Druck – mit der Folge, dass geplante Fabriken auf Eis gelegt oder Investoren abgeschreckt werden.
Scuderi warnt: Wenn Europa nicht schnell handelt, wird es keine wettbewerbsfähige Batterieindustrie mehr geben. Die Abhängigkeit von chinesischen Zellen würde dann nicht nur wirtschaftlich problematisch, sondern auch geopolitisch riskant.
Wie groß ist die geopolitische Abhängigkeit wirklich?
Laut Draghi-Bericht hängt Europa massiv von Drittstaaten ab – das birgt Risiken.
Der von der EU in Auftrag gegebene Draghi-Bericht zeichnet ein klares Bild: Europas Abhängigkeit von Rohstoffimporten ist hoch – und gefährlich. Länder wie China, die USA oder Brasilien haben frühzeitig in Förder- und Verarbeitungskapazitäten investiert. Europa hingegen hat lange gezögert. Die Folge: Der Kontinent ist anfällig für Preisexplosionen, Lieferschwierigkeiten und politische Erpressbarkeit. Mark Mistry vom Nickel Institute sieht das ebenfalls kritisch. Er fordert, dass Rohstoffe, die in Europa auf den Markt kommen, auch hier bleiben – und nicht ungeplant wieder exportiert werden. Nur so könne ein geschlossener Kreislauf entstehen, der langfristig funktioniere.
Gibt es Hoffnung durch Recycling und eigene Projekte?
Ja – bei Lithium könnte Europa bis zu 80 % Eigenversorgung erreichen.
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen. Laut der belgischen Grünen-Abgeordneten Sara Matthieu könnte Europa im besten Fall bei Lithium eine Eigenversorgungsquote von 80 Prozent erreichen – wenn alle geplanten Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Beim Kobalt sieht es beim Recycling ebenfalls gut aus, bei der Rohstoffverarbeitung hingegen weniger.
Matthieu betont aber auch, dass diese Zahlen unter idealen Bedingungen gelten. Noch ist nicht sicher, wie viele Projekte tatsächlich genehmigt und finanziert werden. Ein weiterer Aspekt: Auch die Nachfrage sollte besser gesteuert werden – etwa durch Investitionen in öffentlichen Verkehr oder Carsharing-Angebote, um den Rohstoffverbrauch pro Kopf zu senken.
Fazit: Was muss Europa jetzt konkret tun?
Schneller umsetzen, Nachfrage moderieren, Wertschöpfung im Inland halten.
Der Fahrplan liegt eigentlich auf dem Tisch: Genehmigungsverfahren beschleunigen, Investitionen in Recycling verdoppeln, europäische Batteriehersteller gezielt fördern und gleichzeitig Nachfrage intelligent steuern. Doch zwischen Strategiepapier und Umsetzung vergeht oft zu viel Zeit.
Und die Zeit arbeitet nicht für Europa. Wenn jetzt nicht entschlossen gehandelt wird, könnte die EU bei einer der wichtigsten Zukunftstechnologien den Anschluss verlieren. Es geht nicht nur um Autos. Es geht um Wertschöpfung, Industriearbeitsplätze und geopolitische Souveränität.
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Simona Marino
Key Account Management
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