
Wie weit könnten Elektroautos mit den neuen Super-Akkus wirklich fahren?
Ein einziger Ladevorgang könnte bald für 5000 km reichen – das klingt nach einer Revolution.
Stell dir vor, du steigst in dein E-Auto und kannst ohne Zwischenstopp von Lissabon nach Tallinn fahren. Kein Ladestopp, kein Umweg zur Ladesäule – einfach losfahren. Genau das stellt eine neue Batterieinnovation aus Südkorea in Aussicht. Forscher der Pohang University of Science and Technology und der Sogang University haben eine Technologie vorgestellt, die die Reichweite von E-Autos auf ein völlig neues Level heben könnte: bis zu 5000 Kilometer mit nur einer Ladung.
Das wäre ein Quantensprung, denn selbst die aktuellen Reichweitenkönige unter den Elektroautos schaffen keine 1000 km – nach WLTP-Messung - in der Realität um einiges weniger. Fahrer von durchschnittlichen Elektroautos sind froh, wenn sie mit einer Ladung 400 km weit kommen.
Was ist das Problem mit den heutigen Akkus?
Graphit-Anoden sind der Flaschenhals für mehr Reichweite.
Der Schlüssel zur Reichweite liegt beim südkoreanischen Ansatz im Anodenmaterial – und das ist bei heutigen Akkus fast immer Graphit. Das Material ist zwar bewährt, aber in Sachen Speicherkapazität längst ausgereizt. Deutlich mehr Potenzial hätte Silizium, das theoretisch etwa zehnmal mehr Lithium-Ionen binden könnte als Graphit. Aber es gibt einen Haken: Silizium quillt extrem auf, sobald es mit Lithium reagiert. Die Folge: Das Material zerstört sich selbst, verliert an Leistung, und im schlimmsten Fall wird es gefährlich instabil.
Genau an diesem Punkt setzen die südkoreanischen Forscher an – mit einer völlig neuen Kombination aus Siliziumanode und geladenem Polymer.
Wie funktioniert die neue Super-Batterie genau?
Ein spezielles Polymer kontrolliert die Ausdehnung des Siliziums – und macht es stabil.
Im Zentrum der Innovation steht ein neuartiges geladenes Polymer-Bindemittel. Es hält die Siliziumpartikel nicht nur zusammen, sondern kontrolliert gezielt die Volumenausdehnung – und das mit Hilfe reversibler elektrostatischer Kräfte. Im Detail nutzen die Forscher dabei zwei zentrale Mechanismen:
- Wasserstoffbrückenbindungen – relativ schwache, aber flexible Kräfte.
- Coulombsche Kräfte – mit einer Bindungsenergie von 250 kJ/mol sind sie zehnmal stärker, bleiben aber ebenfalls reversibel.
Das Polymer besteht aus abwechselnd positiv und negativ geladenen Schichten, die sich perfekt an die Oberfläche des Siliziums anlagern. Zusätzlich wird Polyethylenglykol integriert. Dieses sorgt für eine bessere Li-Ionen-Diffusion, also dafür, dass die Ladung auch schnell und effizient fließen kann. Dank dieser Kombination kann das Anodenmaterial deutlich dicker aufgebaut werden, ohne dass die Beweglichkeit der Lithium-Ionen darunter leidet. Dadurch entsteht eine Elektrode, die besonders viel Energie speichern kann – ein entscheidender Vorteil, um leistungsstarke Akkus später auch in großem Maßstab und zu vertretbaren Kosten herstellen zu können.
Merkmale der neuen Akkutechnik:
Technisches Element | Funktion | Besonderheit |
---|---|---|
Siliziumanode | Speichert Lithium-Ionen | 10× höhere Kapazität als Graphit |
Polymer-Bindemittel | Kontrolliert Volumenausdehnung | Reversible Coulomb-Kräfte |
Polyethylenglykol | Optimiert die Ionenbewegung | Schnellere Ladung, hohe Dichte |
Wann könnten wir mit solchen Super-Akkus wirklich rechnen?
Ein Serienstart ist noch ungewiss – aber das Fundament ist gelegt.
Die ersten vielversprechenden Ergebnisse wurden bereits 2023 vorgestellt, eine ausführliche Studie folgte im März 2024. Doch wie immer in der Forschung gilt: Zwischen Laborerfolg und marktreifer Massenproduktion liegt ein weiter Weg. Die Forscher selbst halten sich bedeckt, was einen konkreten Zeitplan angeht. Denn es bleibt offen, ob sich das Material in den nötigen Industriemaßstäben zuverlässig und kostengünstig herstellen lässt.
Das bedeutet: Die Technik ist da – aber ob sie schon in zwei, fünf oder zehn Jahren in deinem Auto steckt, kann momentan noch niemand mit Sicherheit sagen.
Fazit: Wird der Super-Akku die Wende bringen?
Die neue Akku-Technik könnte alles verändern – wenn sie es zur Serienreife schafft.
Diese Technologie könnte das große Reichweitenproblem der E-Mobilität endgültig lösen. Wenn ein E-Auto 5000 km schafft, wird Reichweitenangst zu einem Begriff aus der Vergangenheit. Und vielleicht wird dann nicht mehr die Frage sein, wie oft du laden musst, sondern wie selten. Gleichzeitig zeigt dieser Fortschritt, wie dynamisch sich die Branche entwickelt – und dass echte Durchbrüche oft dort passieren, wo man sie nicht erwartet: Im Labor kleiner Teams mit großen Ideen. Der Super-Akku ist noch nicht auf der Straße – aber er rückt näher. Und mit ihm die Aussicht auf ein neues Kapitel der Elektromobilität. Jetzt liegt es an der Industrie, aus dieser Vision Realität zu machen.
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Simona Marino
Key Account Management
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